Zehn Monate am „Institut Parisien“

Im Rahmen eines Au-pair-Aufenthaltes machte Beate S. einen 10-monatigen Sprachkurs am „Institute Parisien“ in Paris. Zusätzlich studierte sie Littérature an der Sorbonne und absolvierte einen zertifizierten Sprachkurs.

Wo hast du deine ersten französischen Wörter gelernt?

Vermutlich in der Schule – 7. Klasse. Das ist ja alles schon etwas her. Naja und die Floskeln, die man halt so nebenher aufschnappt... aber deren Bedeutung man nicht versteht...

Ich war als ganz kleines Kind mal in Frankreich und auch in Paris, aber daran habe ich kaum mehr Erinnerungen. Ob ich da schon meine ersten Wörter gelernt habe?

Was hat dich zu genau dieser Sprache motiviert?

Ach, das waren vermutlich ganz pragmatische Gründe: Ich war eher eine mittelmäßige Schülerin, also mittelmäßige Noten ohne allzu viel Aufwand.

Französisch war in der 10. und 11. Klasse mein bestes Fach. Und als es an die LK-Wahl ging, wollte ich auch etwas machen, in dem ich gut war und das mir auch Spaß gemacht hat. Ich war in der 9. auf einem zweiwöchigen Schüleraustausch in Südfrankreich und das war super. Die Sprache und die Menschen haben mir sehr gefallen. Und das Sprachenlernen fällt mir auch nicht so schwer.

Wie war dein Sprachkurs aufgebaut?

Ich habe einen Literaturkurs für Sprecher mit erweiterten Französischkenntnissen besucht, in dem grammatikalische Komponenten enthalten waren. Das Hauptaugenmerk lag allerdings auf der französischen Literatur. So haben wir die Fabeln von La Fontaine gelesen oder einen Krimi von Georges Simenon. Zweimal wöchentlich hatte ich vormittags meinen Kurs. Zunächst immer eine Grammatikrunde (schließlich mussten wir uns auch auf die Prüfungen vorbereiten) mit Übungen und Diktaten – ganz klassisch.

Danach folgte die übliche Textarbeit. Aber auch: Wie schreibe ich eine französische Inhaltsangabe (die Formalitäten unterscheiden sich nämlich von den deutschen)? Wie baue ich eine Argumentation auf? Wie interpretiere ich? Zusätzlich haben wir im Kurs auch immer noch etwas über die Literatur- und Sozialgeschichte Frankreichs gelernt. Zusätzlich zu den ‚normalen‘ Kursen gab es noch ‚civilisation‘-Kurse, die sich immer einem bestimmten Thema wie ‚Les grandes traveaux‘ oder ‚Le cubisme‘ gewidmet haben. Ein Angebot also, das verschiedene Details Frankreichs (Kunst, Literatur, Musik, Architektur, Gesellschaft, Politik etc.) beleuchtet hat.

Was hat dir besonders gut gefallen und was fandest du schlecht?

Gut gefallen hat mir die breite Palette der Möglichkeiten, die die Sprachschule geboten hat.

Mein Kurs im Speziellen war schon auf einem hohen Niveau angesiedelt, womit ich anfangs Probleme hatte: Wir waren nicht alles Au-pairs, sondern auch Frauen, die mit Franzosen verheiratet und dementsprechend schon länger in Frankreich waren, so dass sie schon sehr gut Französisch sprachen.

Der Kurs war mitunter anstrengend und Hausaufgaben die Regel. Mit den Prüfungen an der Sorbonne habe ich dann noch einen Nachweis meiner Leistungen, die mir allerdings zurück in Deutschland und in meinem Studium keine Vorteile verschafft haben.

Gut und interessant waren auch die ‚civilisation‘-Kurse: Daraus habe ich viel für mein Allgemeinwissen mitgenommen. Außerdem gab es diese Kurse öfter pro Woche, so dass man die Kurse flexibel besuchen konnte – je nachdem, wie man als Au-pair beschäftigt war. Leider war mein Literaturkurs teurer als reguläre Sprachkurse, was auch eine Frage der persönlichen, finanziellen Möglichkeiten ist.

Im Nachhinein kann ich aber nur sagen, dass sich der Kurs sehr für mich gelohnt hat und ich wirklich viel gelernt habe.

Ist es dir schwer gefallen, dich in einer anderen Kultur mit einer neuen Sprache zurechtzufinden?

Selbstverständlich hatte ich meine Höhen und Tiefen. Besonders am Anfang ist es unglaublich anstrengend, sich in der neuen Sprache zurechtzufinden – zu kommunizieren und sich verständlich zu machen. Immer wieder fehlen die richtigen Worte, aber das wird mit der Zeit besser.

Die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und Frankreich sind ja auch nicht so eklatant; das merkt man dann eher im Detail, wie zum Beispiel die Angewohnheit, sämtliche Essen immer nacheinander einzunehmen: erst Salat, dann Suppe, dann Hauptgericht (sind mehrere Komponenten auf dem Teller, dann auch das nacheinander), dann Käse, dann Obst. Sowas war ich von zu Hause nicht gewohnt. Auch das ständige Baguette-Essen kann eine körperliche Belastung bedeuten... Aber im Großen und Ganzen kann ich nur sagen, dass ich mich sehr schnell und gut zurechtgefunden, arrangiert und integriert habe. Ich hatte eine rundum gute Zeit.

Wie hast du am besten gelernt?

Ich schätze, ich habe in der Kombination gelernt: Die wöchentlichen Kurse, die auch für eine grammatikalisch fundierte Spracherlernung gesorgt haben, mit der zusätzlichen täglichen Anwendung der Sprache.

Als Au-pair ist die Sprache ja DAS Mittel, um mit den Kindern auszukommen und den Alltag zu bewältigen. Gemeinsam essen, Hausaufgaben machen, spielen – so habe ich sicherlich schneller gelernt, als in der Schule, aber eben die praktische Seite der Sprache. Die Grammatik muss man dann tatsächlich doch noch pauken...

Die Tandem-Variante habe ich dann während des Studiums ausprobiert. Das hatte aber eher kommunikativen Charakter um das Sprechen der Sprache. Gelernt habe ich da nicht mehr viel.

Hast du von deiner Sprachreise profitiert? Inwiefern?

Mein Aufenthalt als Au-pair und der Besuch der Sprachschule hat mir ganz bestimmt mein Studium vereinfacht. Besonders die Sprachkurse fielen mir leichter als vielen Kommilitonen. Ich musste weniger lernen und hatte vielleicht ein besseres Gefühl für die Sprache. Außerdem war mir durch mein Leben in Frankreich die Denkweise vertrauter.

Die Ergebnisse des Sprachkurses lernte ich auch erst später zu schätzen: Was mir im Kurs immer leidig war, wie die Grammatikübungen oder Texte nach konkreten Stilvorgaben zu schreiben, erwies sich als sehr gute Übung. Aber so etwas lässt sich eben besser aus der Retrospektive sehen!

Würdest du solch einen Sprachkurs weiterempfehlen und wieder machen?

Das war, wie schon erwähnt, nicht immer eine einfache Zeit und vor allem die Prüfungen hatten es in sich: zwei / drei Stunden schriftliche Prüfung mit Diktat, Grammatik- und Textaufgaben und dann noch eine mündliche Prüfung von 20 Minuten.

Aber klar, ich würde den Kurs empfehlen. Man lernt ja doch viel: Allgemeines wie Fachliches. Und am Ende habe ich ja Französisch studiert!